Der Lebenslauf eines Hauses
An dieser Stelle sollen wichtige Daten zum Bürgermeister-Müller-Haus veröffentlicht werden. Da die komplette Historie des Hauses derzeit nicht bekannt ist, bitten wir um Ihre Mithilfe. Haben Sie Informationen oder Geschichten rund um das Haus? Schreiben Sie uns! Diese Liste werden wir ständig erweitern.
1723
Das Haus wird gebaut und erhält nach heutigem Erkenntnisstand eine weißgraue Feinputzschicht/Kalkschlämme und einen hell ockergelben Deckanstrich.
15. September 1728
Carl Wilhelm Müller, der spätere Bürgermeister Leipzigs, wird in dem Haus geboren.
um 1820
Wie eine Untersuchung im Jahr 2000 zeigen wird, wird das Haus um 1820 umgebaut. Innentüren einschließlich Beschläge, Treppengeländer und Kreuzstockfenster werden getauscht bzw. neu eingebaut. Die Innenräume werden entsprechend des Spätklassizismus umgestaltet.
um 1900
Eine zweite Umbauphase widmet sich dem Treppenaufgang sowie der Pflasterung der Küche und abermals den Türen.
1936
Das Haus gelangt mit dem Kauf des Rittergutes in städtischen Besitz.
um 1950
Das Dach wird neu eingedeckt und die Fassade verputzt.
Ende der 1990er Jahre
Der Betrieb für Beschäftigungsförderung (bfb) entkernt und stützt das Gebäude provisorisch. In der Presse ist später zu lesen, die Zwischendecken seien entfernt worden. Dies ist jedoch falsch, Decken wurden nie entfernt.
2000
Ein jüngerer Anbau am Ostgiebel wird abgerissen.
Das Büro für Denkmalpflege Dr. Schneider & Küster aus Leipzig erarbeitet eine umfassende Denkmalpflegerische Zielstellung. Diese stützt sich neben eigenen wissenschaftlichen Untersuchungen auf eine Befundsuntersuchung zweier Restauratoren aus gleichem Jahr. Eine Sanierung findet nicht statt.
2004
Das Liegenschaftsamt der Stadt Leipzig, in deren Besitz die Immobilie noch ist, gibt das Haus im Herbst zur Versteigerung frei.
1. April 2005
Ein privater Käufer kauft Haus und Grundstück für 3000 Euro. Sanierungsauflagen gibt es nicht.
24. Juli 2006
Der neue Eigentümer beantragt den Abriss des Bürgermeister-Müller-Hauses. Das Denkmalamt der Stadt Leipzig hat keine Einwände. Das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen sieht die Sache anders. Es bietet dem Eigentümer den Höchstsatz an Fördermitteln zur Sanierung des Gebäudes.
8. Dezember 2006
Wegen Fristüberschreitungen kommt die Abbrucherlaubnis zustande. Die sächsischen Denkmalschützer wiederrufen diese. Dagegen zieht der Eigentümer vor das Verwaltungsgericht.
Oktober 2008
Das Leipziger Verwaltungsgericht vertagt seine Entscheidung zum Abriss. Die Kammer verlangt weitere Aufklärungen, um sich ein besseres Bild machen zu können.
Inzwischen wird der Widerstand gegen den Abriss lauter. Der Verein Pro Leipzig und die Kulturstiftung Leipzig wollen das Haus bewahren. Die Leipziger Bauhütte bietet konkrete Hilfe an. Orientierungslose Jugendliche könnten unter Anleitung das Haus sanieren, dies hatte bereits beim Apostelhaus Lindenau gut funktioniert.
Voraussetzung dafür wäre, dass die Stadt das Bürgermeister-Müller-Haus zurück erwirbt. Das Liegenschaftsamt will dazu Gespräche mit dem Eigentümer führen.
November 2008
Bereits seit langer Zeit verfolgt Jürgen Skoppek, Geschäftsführer der GfB Sachsen, die Geschehnisse um das Haus. Sein Unternehmen ist auf Altbausanierung spezialisiert und wäre in der Lage, das Denkmal zu retten und strebt den Kauf des Gebäudes an. Am 16. November beantragt die GfB Sachsen die Denkmalschutzrechtliche Genehmigung zur Gesamtinstandsetzung des Bürgermeister-Müller-Hauses.
25. November 2008
Das Amt für Bauordnung und Denkmalpflege erteilt im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen die Denkmalschutzrechtliche Genehmigung.
23. Dezember 2008
Die Verhandlungen zwischen Privateigentümer und GfB Sachsen sind fruchtbar. An diesem Tag geht das Haus in den Besitz der GfB Sachsen über.
Noch während der Verhandlungen, die sich vor allem aus Termingründen beim Privateigentümer immer wieder verzögern, beginnt das Unternehmen mit den dringend notwendigen Notsicherungsmaßnahmen, um das Haus vor dem kommenden Winter zu schützen.
28. Dezember 2008
Die Landesdirektion Leipzig unterstützt die GfB Sachsen mit 51.000 Euro für die Notsicherung des Gebäudes. Walter Christian Steinbach, Präsident der Landesdirektion, ist „dem Eigentümer für sein Engagement außerordentlich dankbar“, ist in der Pressemitteilung der Behörde zu lesen. Baubürgermeister Martin zur Nedden stellt zusätzliches Geld von der Stadt Leipzig in Aussicht und freut sich in gleicher Mitteilung, dass „wir mit vereinten Anstrengungen in letzter Minute die Rettungsaktion in die Wege leiten konnten“.
September 2009
Die Sicherung des vom Verfall bedrohten Hauses ist praktisch abgeschlossen. Die umfangreichen Arbeiten kosteten rund 130.000 Euro.
Die GfB Sachsen informiert über das Nutzungskonzept. Das Haus soll Ort von Kunst und Handwerk werden. Die Leipziger Buchkünstlerin und Grafikerin Cornelia Därr soll hier leben und arbeiten. Ein Künstlercafé, ein Bürgermeister-Müller-Zimmer und ein Raum für Veranstaltungen runden das Konzept ab.
28. September 2009
Die GfB Sachsen und das Mediennetzwerk 4und20.net schließen einen Vertrag zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ziel ist die öffentlichkeitswirksame Präsentation des Bürgermeister-Müller-Hauses zur Sammlung von Spendengeldern. Für die denkmalschutzrechtliche Sanierung fehlen rund 355.000 Euro.
23. Oktober 2009
Die Notsicherungsmaßnahmen sind abgeschlossen. Zum ersten Mal nach neun Jahren können die aufwendigen Stützen an der Außenmauer des Hauses demontiert werden.
Letzte Aktualisierung: 10. November 2009